Ponte Cultura – Street Art in Langwasser – Somos um

Die Aussage „Wir sind eins…und alle zugleich“,  die dem Austausch von Ponte Cultura 2023 den (vorläufigen) Titel gibt, erweitert die Erfahrungen des Themas „Gastfreundschaft“, das beim letzten Austausch, der vom 11. bis 27. November 2022 in Brasilien im Bundesstaat Ceará stattfand und mit der Ausstellung „Kollektiver Körper, geteilte Subjektivitäten“ endete, erforscht wurde und ein Feld für reflexive und poetische Entfaltungen, für Annäherungen zwischen verschiedenen Kulturen, Kunst und Territorium, Identität und kultureller Vielfalt eröffnete.

Die Kulturbrücke PONTE CULTURA / 2023, die dieses Mal in Nürnberg stattfindet, setzt diese ästhetischen und Fragen fort, wobei die Kunst hier als existenzielle Vermittlerin verstanden sein will, als Trägerin eines inneren und spirituellen Selbstverständnisses und des kollektiven, sozialen und universellen Denkens.

für diese Ausgabe des Ponte Cultura Austausches zwischen brasilianischen und deutschen Künstlern nehmen wir als Ausgangspunkt eine imaginäre Begegnung zwischen zwei Künstlern, die uns symbolisch repräsentieren und uns zu Reflektionen über unser Heute motivieren. Als Ausgangspunkt nehmen wir eine imaginäre Begegnung zwischen dem deutschen Künstler Albrecht Dürer (1471-1528), geboren in Nürnberg, und dem Brasilianer Chico da Silva (1922/23 – 1985), geboren im Amazonasgebiet und wohnhaft in Fortaleza Professor Herbert Rolim, Universität Fortaleza

Albrecht Dürer
Chico da Silva
Deutsch-Brasilianische Graffiti-Künstlergruppe

Obwohl sie in ihrer Poetik so unterschiedlich und durch Raum und Zeit weit voneinander entfernt sind, haben die Künstler Dürer und Chico da Silva die öffentliche Anerkennung erlangt für ihre Weisheit, die sie in ihrem Leben gezeigt haben. Gemeinsam: der eine für Nürnberg, der andere für Fortaleza.
Was bringt sie zusammen und was trennt sie?  Wie können sich dies in ästhetischen Erfahrungen niederschlagen?

Als Sohn eines Caboclo (Landarbeiter) aus Ceará und einer peruanischen indigenen Eingeborenen, der im Amazonasgebiet geboren wurde und im Alter von 10 Jahren nach Ceará (Bundesstaat in Brasilien) kam, ohne jemals eine Schule besucht zu haben, nachdem er vier Jahre in einer psychiatrischen Klinik verbracht hatte, reicht das Werk von Chico da Silva von Kohle- und Ziegelsteinzeichnungen um 1937 auf Wänden und Mauern von Fischerhütten an der Praia Formosa in Fortaleza bis hin zu einer ehrenvollen Erwähnung auf der Biennale in Venedig 1966 und Ausstellungen in Genf, Paris und Moskau. (und aktuell in Sao Paulo).

Der Dialog dieses Halbindios  Chico mit dem Genie des nordischen Renaissance-Künstlers Dürer, ermöglicht es, durch Analogie zwischen Vernunft und Traum, Fabriken der Abstammung, Allegorien und kulturelle Mythologien, Kunst und Geheimnisse des Lebens, Bräuche und Glauben zu schaffen – was uns helfen kann, über die Werke dieser beiden emblematischen Künstler nachzudenken, wie sie sich in der zeitgenössischen Welt bewegen und uns durchqueren.

Die Beziehung zwischen dem deutschen Künstler Albrecht Dürer und Brasilien geht auf das 19. Jahrhundert zurück, auf die Ankunft der königlichen Familie Braganza aus Portugal im Jahr 1807,

Er brachte die Königliche Bibliothek mit an den Hof, deren Sammlung die Stiche des deutschen Künstlers enthielt, die heute in der Fundação Biblioteca Nacional in Rio de Janeiro aufbewahrt werden.

Dank seines historischen Beitrags auf dem Gebiet des Kupferstichs gelangte Dürer auf kuriose Weise in die Tradition der nordöstlichen, brasilianischen Kupferstichkunst, die in den Holzschnitten der Einbände der Cordel(*)-Broschüren präsent ist. 1995 würdigte die Regierung des Bundesstaates Ceará den deutschen Künstler mit der Ausstellung D’Après Albrecht Dürer im Centro Cultural da Abolição in Fortaleza, in der sein gestochenes Werk im Dialog mit eingeladenen Künstlern aus Ceará präsentiert wurde.

Ponte Cultura e.V., Nürnberg gelang es, in Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftshaus Langwasser und der wbg Nürnberg,  4 brasilianische street art Künstler aus Fortaleza nach Nürnberg zu holen und sie mit 4 deutschen Künstlerinnen und Künstlern, die auch in diesem Genre arbeiten, zu verbinden. Carlos Lorente, (Kurator u Künstler) Bruna Acioly, Miguel E. Furtado da Silva, Nick Lima Perreira, Hirlan Moura, Sabrina Brandstätter,   Philipp Hennecke, Liliana Martinez hatten sich per whatsapp und durch Prof. Herbert Rolim aus Fortaleza bereits kennengelernt und mit dem Thema der Wand „Chico da Silva meets Dürer“ vertraut gemacht. Sie hatten eine 45 m lange Garagenrückwand in Langwasser zur Verfügung und konnten ihre Ideen, die sie zu den beiden oben beschriebenen Künstlern erarbeitet hatten, auf diese Wand auftragen. Es herrschte eine Atmosphäre von Kollegialität und neu gewonnener Freundschaft zwischen ihnen, was dem Ponte Cultura Gedanken des Brückenschlagen sehr entgegen kam. –  Karin Gleixner, eine versierte Diplom-Übersetzerin aus Nürnberg,  trug ihr übriges dazu bei. Professor Herbert Rolim, Universität Fortaleza

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