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Die Künstlerin Petra Naumann beginnt in einem Text über ihre Arbeiten mit dem Satz,
"Ich teile und teile, bis Materie zerfällt". und der Text endet mit dem Satz,
"Mein Werk beginnt".


Diese Auffassung entspricht dem Prinzip des Zerfaffens und Werdens in d er Natur, also in einem Vorgang, wie für uns "Naturgestaltung" erkennbar abläuft. Denn seit dem Urknall, wenn es ihn denn gegeben hat, formt sich im gesamten Universum Materie zu einer unglaublichen Vielfalt an Strukturen, Formen, Farben und auch Leben.

Wenn Petra Naumann also an den Beginn ihrer künstierischen Arbeit den bewußten Zerfallsprozeß des gebundenen Materials setzt, um danach mit der Arbeit zu beginnen, so ist darin ein analoger Vorgang zu erkennen, der dem Prinzip des permanenten Zerfallens und Werdens der Natur entspricht.

Der Mensch, insbesondere der Künstler, setzt also dem für uns so unerreichbaren, unbegreifbaren und in seiner Fülle unfaßbaren Naturgestaltungsprozeß seine bescheidenen schöpferischen Fähigkeiten entgegen. Aber gerade in diesem kreativen Tun manifestiert sich das Menschsein und@ wir begreifen so das Prinzip der Natur.

Betrachten wir mit dieser Einstellung das Werk von Petra Naumann, so wird zunächst die individuelle künstlerische Leistung erkennbar, im zweiten Blick erkennen wir uns aber auch selbst. Petra Naumann schafft mit ihren Werken kein Abbild der Natur, sondern sie benutzt das Gestaltungsprin@ip der Natur als Arbeitsprozeß. Ihre.Kunstwerke sind greifbare Realität. Sie zeigt das Material, die Struktur und den inneren Aufbau ihrer Arbeiten. Sie entrückt und transformiert ihre Arbeiten nicht in einen irrationalen Bereich. Sie entmaterialisiert nicht. Sie läßt den Betrachter aber an ihrem Werkprozeß teilhaben, indem sie ihn nachvollziehbar aufzeigt. Sie selbst sagt, -sie schafft mit ihrem Werk eine neue Wirklichkeit. In dieser neuen Wirklichkeit liegt jedoch das Geheimnis ihrer eigenen schöpferischen Kraft und Phantasie verborgen.


Prof. Hanns Herpich

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